Forschungsarbeit
Der tänzerische Körper im Alterungsprozess
Der Körper ist ein komplexer Organismus mit unzähligen Funktionen. Es ist ganz normal, dass es immer wieder zu Schäden oder Fehlern in Zellen oder Geweben kommt. Diese Veränderungen sind in jungen Jahren unproblematisch: Der Körper kann viele von ihnen einfach reparieren oder hat genug Reserven, sie auszugleichen. Die Fähigkeit, Schäden zu beseitigen, nimmt jedoch mit der Zeit ab – der Körper altert.
Laut wissenschaftlicher Studien geht man davon aus, dass das Altern bei jedem Menschen genetisch vorbestimmt ist – das heißt, die Erbinformation (Gene) in den Zellen spielen dabei eine Rolle. Abgesehen von der genetischen Veranlagung gelten aber auch ein intaktes soziales Netz, eine ausgewogener Ernährung, eine stressarme Lebensführung, seelische Ausgeglichenheit und körperliche Aktivität, als günstig Faktoren für ein langes Leben.
Ich arbeite seit 2005 als Tanzpädagogin, Tänzerin und Choreografin und werde mit zunehmenden Alter natürlich auch mit eigenen körperlichen und psychischen Grenzen und Herausforderungen konfrontiert. In verschiedenen Projekten begegnen mir Menschen, die gerade in reiferen Lebensabschnitten nach neuer Kraft und Vitalität, körperlich und geistig suchen.
Inspiriert durch die Trainingsmethode „Fighting Monkey“ werde ich in diesem Projekt nach geeigneten Techniken und Bewegungsabläufen forschen, welche Körper und Psyche nachhaltig vor Blockaden und Einschränkungen im Alter schützen.
Der Grundgedanke der „Fighting Monkey“ Theorie ist das Suchen nach dem natürlichen Bewegungsbewußtsein und der Umgang mit den Grenzen des Körpers. Es geht darum, einen individuelle Weg zu finden, bei dem die Gesundheit der Gelenke und des gesamten Bewegungsapparates erhalten bleibt und selbst mit steigendem Alter die Mobilität verbessert und aufrecht erhalten werden kann. Diese Philosohie, entwickelt von Tänzerin/Choreografin Linda Kapetanea (GR) und Tänzer Jozef Frucek (CZ), geht davon aus, nur wenn der Geist mobil und flexibel gehalten wird, kann der Körper diesem Prinzip folgen und dies umsetzen. Aus diesem Grund wird in Fighting Monkey ein großer Wert auf die spielerische-, non- verbale Kommunikation und Improvisation gelegt, die durch Beweglichkeit, Kreativität und Einfallsreichtum den Körper aus seiner alters- und stressbedingten Starre löst.
Auch Grundlagen des Body- Mind- Centerings werden in diesem Zusammenhang näher betrachtet. So wie man die Bewegung des Körpers als Ausdrucksform des Geistes verstehen kann, ist man im Body- Mind- Centering in der Lage, über die Bewegung des Körpers auf den Geist Einfluss zu nehmen. Dabei spielen die unterschiedlichen Körpersysteme eine tragende Rolle. Muskeln, Drüsen, Organe, Nerven, Flüssigkeiten, Bindegewebe, Sinnesorgane und Knochen werden als eigene Systeme betrachtet und ihre Wechselwirkungen auf die Psyche untersucht.
Weitere Methoden, Theorien und Arbeitsweisen, die sich der Tanzforschung im Alter und Bewegungsprävention widmen werden ebenfalls als Grundlage in diesem Projektes näher betrachtet, u.a. die Bewegungstheorien/Achtsamkeitslehren „Movement Play“ von Benjamin Joon (D) sowie „Heilende Aspekte des Tanzes“ von Tänzerin/Choreografin Anna Halprins (USA).
Durch dieses Projekt sehe ich neben des großen tanzpädagogischen Wertes auch die Chance, um eigene neue tänzerische Ansätze und Ausdrucksformen zu entwickeln, welche in meiner weiteren künstlerischen Arbeit eine Rolle spielen können.
Diese Forschungsarbeit wird dankenswerter Weise gefördert von Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.